Hobocodes früher einmal

➽ Hobocodes sind das amerikanische Pendant zu europäischen Gaunerzinken. Sie wurden von wandernden, obdachlosen Arbeitern (Hobos) im 19. und 20. Jahrhundert eingesetzt, die auf Züge aufsprangen, um durch die ganze USA zu reisen.  Diese Zeichen machten etwa Aussaugen darüber, ob Hobos in Ortschaften willkommen sind, warnten vor Gefahren und gaben Tipps in der jeweiligen Umgebung zurechtzukommen. Im Sinne eines Ehrenkodex verpflichteten sich die Wandernden zur gegenseitigen Hilfe. Deswegen hatten und haben sie auch spezielle Straßennamen (Moniker), die an Gebäuden und Zügen zu finden waren, um aufschlussreiche Hinweise über den Verbleib von Einzelpersonen zu hinterlassen. 

Hobos von heute

➽ Einst wählten Millionen das Hoboleben. Sie sprangen von Güterzug zu Güterzug, zu Job zu Job und erfuhren eine Art der Freiheit, die die meisten Menschen des Westens womöglich niemals in ihren Leben erfahren werden. Doch sollte das romantisierte Bild von den Hobos der alten Tage nicht über die Gefahren hinwegtäuschen die dieser Weg mit sich brachte und ein solches Leben wurde weniger aus Wanderlust als aus Armut gewählt . Als Ausgestoßene wurden Hobos zu Beginn des letzten Jahrhunderts von Polizisten erschossen, wurden Opfer von Überfällen und Gewaltverbrechen, wurden drogenabhängig oder ließen auf andere Weise ihr Leben entlang der Gleise. Mitunten deswegen, aber auch weil Züge immer schneller beschleunigen und Bahnhöfe besser überwacht werden, gibt es heute nur noch wenige tausend Hobos in den USA. Die Gesellschaften werden durch voranschreitende Digitalisierung und permanente Verbundenheit feinmaschiger. Den Regeln und Einschränkungen des Establishments zu entsagen, bedeutet jedoch auch seinen Vorzügen zu entsagen. Somit stirbt die alte Hobokultur aus und wird zum Relikt.
➽ Aber zumindest kann der Geist des Hobokodex bewahrt werden. Egal ob Menschen trampen, wandern, im Wohnwagen unterwegs sind oder sesshaft verweilen. Alle können sich helfen um besser die neuen Herausforderungen eines neuen Jahrhunderts zu bewältigen. Es ist eine schöne idealistische Idee, Staat und Konzernen durch Eigeninitiative die Informationsgewalt zu nehmen, und schon andere haben sich daran versucht neue Zeichen für eine neue Zeit zu etablieren. So entwarf zum Beispiel Rob Cockerham 2008 eine Handvoll neuer Hobozeichen. Aber aller Träumerei zum Trotz scheinen die Mühlen des Fortschritts unaufhaltsam und Menschen müssen sich konstant neue Wege suchen diesen zu entkommen um den Glauben an echte Freiheit und den Wunsch nach Abenteuer aufrechtzuerhalten. Somit sollten wir Hobos von Heute nie aufhören nach Möglichkeiten zu suchen Mitmenschen zu motivieren in den entscheidenden Momenten gegen den Strom zu schwimmen und uns gegenseitig zur Seite stehen z. B. mit den vorliegenden Stickern.

Links

Mike Brodie: A Period of Juvenile Prosperity
Secret Society of Internet Hobos
Bill Daniel: Who is Bozo Texino?
Railroad Rat